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Test – Velocity2X

Test – Velocity2X

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02.09.2014

FuturLab gehört zu einem meiner Lieblings-Studios. Sie sind ein junges, dynamisches und äußerst talentiertes Team, welches mit ihren PSP Mins, Velocity Ultra und Surge Deluxe kein unbeschriebenes Blatt in der Öffentlichkeit ist. Ihr neuestes Meisterwerk hört auf den Namen Velocity2X und ist nicht nur eine Fortsetzung von Velocity Ultra, sondern ein Mix aus Shooter und Plattformer („2X“) zugleich. Wir haben uns erneut den Vokt gestellt und sagen euch, ob ihnen der Spagat gelungen ist.

Hinweis: Velocity2X gibt es ab morgen kostenlos für PS Plus-Mitglieder!

Ich will kein Indie sein

Der Vorgänger Velocity Ultra – damals noch eine Portierung des PSP Minis Velocity – wurde von der Presse gefeiert. Der Shooter war schnell, intensiv, innovativ und auf seine eigene Art und Weise spannend. Kein Wunder also, dass dieser mehrere Preise gewonnen hat und auch bei unserem Jahresrückblick in den Top 3 stand. Von Velocity2X erwarte ich mindestens das gleiche mit einem noch besseren Leveldesign. Definitiv neu hinzu kommt der Plattformer-Teil, der in der Mischung mit dem klassischen Shooter sehr gewagt ist. Aber auch hier sollen die Kriterien Anwendung finden und einen möglichst flüssigen Wechsel zwischen diesen beiden unterschiedlichen Passagen ermöglichen, ohne dass das eigentliche Flair verloren geht. FuturLab selbst spricht von einem Game-of-the-Year-Gewinner, welcher in sämtlichen Kategorien in AAA-Hemisphären landen soll. Mal schauen, ob FuturLab meinen und ihren Erwartungen gerecht wird.

Miss Rambo

Velocity2X fängt da an, wo Velocity Ultra aufgehört hatte. Ihr wurdet nach eurem aufopfernden Flug in ein Wurmloch von eurem ursprünglichen Feind aufgesammelt, wiederhergestellt und mit neuer Technologie ausgestattet. Mithilfe eines Gefangenen gelingt euch die Flucht und schon fängt es an. Im ersten Level fliegt ihr mit eurem Schiff, werdet dem altbekannten Teledash vorgestellt, mit dem ihr durch Materie fliegen könnt, und rettet eure ersten Zivilisten. Ihr bekommt es dann mit den Schaltern zu tun, die ihr abschießen müsst, um den nächsten Bereich freizuschalten. Und schon spielt ihr das erste Mal Kai persönlich und feuert euch durch das innere eines Raumschiffes. Auch sie beherrscht den Teledash, muss die Gegner erledigen und Schalter zerstören. Beide Passagen werden schnell miteinander verknüpft, sodass ihr zuerst mit dem Schiff los startet, Voghts erledigt und Zivilisten rettet, um euren weiteren Weg mit Kat in feindlichen Basen freizuschalten. Nach einer kurzen Eingewöhnungssache werdet ihr mit weiteren Elementen vertraut gemacht: Den Telepods. Mit diesen könnt ihr euch, einmal abgesetzt, wieder an die Abwurfstelle zurück teleportieren – und das sowohl im Flug als auch zu Fuß. Begleitet werdet ihr von einer „Rambo“-ähnlichen Geschichte, in der Kai Rache an den gefürchteten Vokt übt.

Miss Perfect

Wie im Vorgänger auch erwarten euch 50 unterschiedlich gestaltete Level, die in drei Kategorien eingeteilt sind: Rettung, Gegner und Achtung. In Ersterem steht die Rettung der Zivilisten im Vordergrund; bei Gegner erwarten euch vermehrt Aliens, die es zu erledigen gilt. In Achtung rast ihr im Vollgas durch das Level. Und auch in dem Nachfolger steht das oberste Ziel, alle Level „Perfekt“ zu schaffen. Das heißt: 1. Nicht sterben 2. Alle Zivilisten retten und Kristalle sammeln 3. Die Zeit schlagen 4. Punkte sammeln. Genau da setzt das Spiel erst seinen zweiten Fuß.

Zu viel des Guten

Das Gute an der langsam steigenden Lernkurve ist, dass es sowohl für Neulinge als auch Fortgeschrittene geeignet ist. Letztere dürften sich über eine kurze Eingewöhnungszeit freuen, bevor sie an die Herausforderungen des Vorgängers anknüpfen; die Steuerung ist nämlich identisch wie beim Vorgänger, fühlt sich allerdings etwas geschmeidiger an. Dabei ist das Leveldesign noch einen kleinen Tick schärfer als im Ersten: Mehr Verwinkelungen, schnellere Reaktionen zum Ausschalten von Schaltern, halb versteckte Areale und letztendlich auch der komplett neue Teil im Velocity-Franchise, dem Platformer. Dabei ist dieser neue Abschnitt genauso gut gelungen wie der eigentliche Shooter: Man braucht viel Geschick, um die Kristalle zu sammeln, Gegner zu erledigen und gleichzeitig in Höchstgeschwindigkeit durch Wände zu rasen. Was da aber nicht ganz ins Konzept passt, sind Kais Telepods. Granatenähnlich werden diese abgeworfen, um an z.B. engen Gassen vorbei oder auf höher gelegene Plattformen zu kommen. Dafür muss man jedoch stehen bleiben und zielen. Eine Sache, die überhaupt nicht in den Spielfluss bzw. dem Grundkonzept von Velocity passt. In die gleiche Kerbe schlägt der Wechsel zwischen dem Flugschiff und Kai: Dieses hektische, aber dennoch konzentrierte Spielgefühl geht mit dem Genre-Wechsel ein wenig verloren. Einmal aufgrund der Umgewöhnung in der Spielumgebung und einmal aufgrund des Platformer-Abschnittes an sich, der den Spielfluss arg verlangsamt. Nicht zu reden vom Schwierigkeitsgrad, der sich dadurch deutlich erhöht, da die Level an sich nun deutlich länger sind und damit mehr Spielraum für Fehler vorhanden ist. Auch die Geschichte drängt sich in jedem Level förmlich auf, obwohl diese in diesem Genre eher unwichtig ist, und will von allem zu viel: Die humorvoll angedachten, ins Deutsche übersetzte (!) Sprüche sind flach, die Erzählweise ist wenig kreativ und übertrieben, und die Geschichte selbst wenig authentisch.

Double AAA

Dafür präsentiert sich Velocity2X umso besser. In zahlreichen Blogeinträgen geht FuturLab auf die grafische Entwicklung ein – die Lichteffekte, Explosionen, Partikeleffekte. Und davon gibt es in Velocity2X zahlreiche! War der Vorgänger in dieser Kategorie schon gut, ist Velocity2X schon außerhalb der Skala: Überall scheint, blinkt und blitzt es, dass euer OLED nur so mit Farben um sich wirft. Gepaart mit den hochauflösenden, wirklich sehr aufwändig gezeichneten Texturen und den erstmals wechselnden Setting mischt FuturLab ganz oben der Liga der grafischen Schwergewichte mit! Trotz des schnellen Gameplays und aufwendigen grafischen Berechnungen spielt sich Velocity2X zu jederzeit absolut flüssig – kein Stottern oder Schlieren. Die Ladezeiten sind knackig kurz.

Auch beim Soundtrack nutzt FuturLab den exzellenten Soundtrack von Velocity und mixt zusammen mit Killzone-Komponist Joris De Man die Arrangements sinnvoll zu neuen Elementen. Was wir dann haben, sind grandiose Tracks, die mit ihren wuchtigen Elektrosounds wunderbar zum Spielgeschehen passen. Um die dadurch aufkommende, intensive Atmosphäre zu genießen, sind Kopfhörer und eine etwas erhöhte Lautstärke Pflicht!

Gratis zum Mitnehmen

Neben den klassischen Leveln bietet FuturLab seinen Käufern auch außerhalb des Spiels viel. Bonuslevel können freigeschalten und gespielt werden, euer Flugcomputer ist voll von Informationen rund um die Charaktere, Gegner und Welten von Velocity2X, dem tollen Artwork zum Nachschauen und auch ein überaus nützlicher Taschenrechner wurde verbaut (Scherz). Neu hinzugekommen ist eine Online-Rangliste, in der ihr um den ersten Platz mit allen anderen Spielern kämpfen könnt. Wer es nicht ganz so ernst meint, darf auch nur die Liste mit seinen Freunden nehmen. Die Platin-Trophäe rundet das gesamte Spiel ab – eine genaue Spielzeit dafür gibt es aufgrund unterschiedlicher Fähigkeiten des Spielers nicht. Unter 10 Stunden wird das Spiel aber kaum zu meistern sein. Später wird es zudem noch DLCs geben, damit wir nicht länger auf einen weiteren Nachfolger warten müssen.

Fazit: Velocity2X ist von seinem Umfang, seinem Spielerlebnis und seiner Grafik definitiv kein „kleines Indiespiel“. An jeder Stelle des Spiels merkt man, wie viel Fleiß und Herzblut in diese Fortsetzung hineingesteckt wurde: Die verbesserte Steuerung, das schärfere Leveldesign, die effektreiche Grafik, der atmosphärische Soundtrack und letztendlich eine komplett neue Spielmechanik. Eventuell ist genau das der Grund, weshalb man den eigentlich Fokus auf die Kernkompetenzen des Spiels verloren hatte. Der Platformer-Part ist gut, keine Frage, und wurde im gleichen Muster entworfen und umgesetzt wie die Flugeinlagen. Allerdings fühlt es sich nicht richtig an, wenn man mitten in einem Achtung-Level stehen bleiben muss, um eine Granate zu werfen. Genauso wenig fühlt es sich nicht richtig an, zwischen diesen Genres ständig hin und her zu wechseln. Also richtig für Velocity. Ideal wäre es, wenn man beiden Teile des Spiels getrennt und in eigenständige Level untergebracht hätte. Dann wären die Flugeinlagen immer noch Velocity und das Jump’n’Run eine sinnvolle Abwechslung mit Verbesserungspotenzial.

Velocity2X ist zweifellos ein sehr gutes Spiel, welches sowohl für Neulinge und Kenner geeignet ist. Allerdings schafft es es nicht, den Spagat zwischen Shooter und Jump’n’Run so hinzubekommen, dass man Ende voller Überzeugung sagen kann: Das ist Velocity in seiner besten Form. Und damit hat es meine und ihre eigenen nicht erfüllt. Und trotzdem bekommt es von mir eine uneingeschränkte Kaufempfehlung.

Lars Leidenschaftlicher Gamer, Ehemann und IT-Berater. Liebt seine PS Vita, seinen Hund und Wordpress. Seit 2011 Redakteur und seit 2013 Administrator und Webmaster von yourPSVita.
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Philipp Zacharias
2. September 2014 20:15

Meine Vita hat aber gar kein OLED, was nun? 😀

Vielleicht solltet ihr auch erwähnen, dass das Spiel ab morgen kostenlos bei PS+ ist.

thrilly
5. Dezember 2014 12:41

Wertung 4/5 Velocity 2X war mein erstes Spiel dieser Art. Eigentlich hatte ich mich gar nicht dafür interessiert, aber aufgrund des vielen Lobs sowie den Screenshots, die auch Jump ‚N Run Elemente andeuteten, wollte ich mal reinschauen. Schließlich musste ich dank PS+ nichts dafür zahlen. Netterweise wurde ich positiv überrascht, das Spiel hat sehr viel Spaß gemacht. Auf dem großen Bildschirm hätte ich’s nicht unbedingt gespielt, aber für die Vita? Perfekt! Nach und nach kommen neue Fähigkeiten dazu, das Niveau wird angehoben. Man muss alte Levels nochmal spielen, um spätere Levels freizuschalten. Für zwischendurch ist das optimal und wenn man… Weiterlesen »