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Test – Titan Souls

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Positiv
78% - 85%

Unser erster Eindruck war

Unsere Bewertung

23.05.2015

Das erste Spiel aus dem Hause Acid Nerve hatte mich auf der letztjährigen Gamescom überrascht und bekam völlig zu Recht unseren Award für das beste Spiel. Aus einer Game Jam entstanden wurde der Prototyp nun am 15. April diesen Jahres für 14,99 Euro inklusive Cross Buy und Cross Save mit der Unterstützung von Devolver Digital in aufpolierter Form für die PS Vita veröffentlicht. Wie und ob Titan Souls an die Überraschung im letzten Jahr anknüpfen kann, will ich für euch herausfinden.

Gleich zur Sache

Nach angenehmen 323 MB Download geht das Spiel direkt zur Sache. Ihr spielt einen namenlosen Helden, der auf unbekannte Art und Weise mit einem Bogen und dem dazugehörigen Pfeil verschmilzt, sodass unser Held nach Abschuss seiner einzigen Waffe diesen auch gleich wieder zu sich ziehen kann. Damit hätten wir auch schon die erste von zwei möglichen Aktionen beschrieben, die ihr in Titan Souls machen könnt. Die Zweite – neben dem allgemeinen Laufen – ist das Abrollen bzw. das schnelle Laufen. Bei dem wohl kleinsten Tutorial, das je programmiert wurde, bekommt ihr die sehr minimalistische Steuerung angesagt. Danach fängt auch schon das an, was das Spiel auszeichnet: Den Bosskämpfen.

Der richtige Moment

Zu Beginn dürft ihr die vier aus der Gamescom-Demo bekannten Titanen kämpfen. Die Reihenfolge ist egal, hauptsache sie werden besiegt. Andernfalls öffnet sich nicht die riesige Tür, die euch in diesem kleinen Areal einschließt. Betretet ihr die Höhle des Titanen, startet ihr mit einem Schuss auf den Körper den Kampf. Und nach zwei Sekunden – der ersten Attacke – war es für mich auch schon vorbei. Auch wenn ich bereits gegen diesen Würfel gekämpft hatte, erwischte es mich eiskalt und erinnerte mich an die Tatsache, dass jeder Titan ein eigener Endboss ist. Man bekommt keine Eingewöhnungszeit, kein Training oder sonstige Tipps. Und das resultierte zum einen in meinem schnellen Tod und zum anderen den zahlreichen darauffolgenden. Die minimalistische Spielmechanik verlangt von euch viel Geschick und gute Reflexe, hat jeder Titan nur eine bestimmte Schwachstelle, die gefunden und mit eurem Pfeil auch getroffen werden muss. Danach ist der Kampf aber auch definitiv vorbei. Eine Portion Glück gehört ebenso mit dazu wie eiserne Geduld – in den ersten Minuten stieg der Frustlevel merklich an.

Unnötige Wege

Allerdings zeigte sich früh schon die Schwachstelle des Spiels. Nach eurem Tod werdet ihr an einen bestimmten Checkpoint wiederbelebt und dürft danach wieder den Kampf aufnehmen. Aufgrund der etwas längeren Ladezeiten dauert es einen Moment bevor es wieder losgeht. Dieser Umstand ist allerdings noch verkraftbar. Denn wirklich nervig sind die schon jetzt weiten Strecken, die man zurücklegen muss, um erneut gegen den Titan zu kämpfen. Da die Kämpfe mitunter nur Sekunden dauern, bestand bei mir wenig Lust, mich danach wieder auf den langen Weg zu machen, nur um dann wieder in wenigen Sekunden am Checkpoint zu stehen. Hier wird der Spielfluss unnötig unterbrochen.

Eine Reise

Nachdem ich die ersten vier von 19 Titanen besiegt hatte, kam ich auf eine sehr weite Plattform und stand erstmal ein wenig ratlos da: Und was jetzt? Ich machte mich auf Erkundungsreise und fand letztlich eine eisige Schneelandschaft, in dem drei weitere Titanen hausten. Bei einem hatte man ein kleines Rätsel mit eingebaut, welches man mithilfe seines Pfeils und den umherstehenden Fackeln lösen musste. Nach den leicht aggressionsanschwellenden Kämpfen war es eine willkommene Abwechslung, um die Gemüter etwas herunterzufahren und abzulenken. Glücklicherweise hatte ich den dahinter stehenden Titan gleich beim ersten Schuss erledigt – leider eine absolute Seltenheit, aber eine unglaubliche Befriedigung. Bei den zwei anderen Titanen hatte ich nicht so viel Glück, konnte Sie nach insgesamt knapp 50 Minuten Spielzeit doch noch besiegen, ehe ich meine erste bzw. zweite Spielerfahrung mit Titan Souls dann beendete.

Besonders

Besonders nachgewirkt hatte die Atmosphäre des Spiels. Die pixelige aber sehr detailreiche und abwechslungsreiche Grafik erinnert stark an FEZ. Überall findet man Anzeichen über die Arbeit, die die Entwickler hinein gesteckt haben: Sei es Wasserfälle, die Animationen oder die Farbgewalt. Zusammen mit dem absolut genialen und hörenswerten Soundtrack, der mit ruhigen oder auch antreibenden Flöten- und Trommelstücken seine Besonderheit unterstreicht, schafft Titan Souls eine absolut mythische und mysteriöse Welt, in der ich sehr gerne wieder abtauchen werde. Positiv dazu beitragen tun auch die sehr individuell gestalteten Titanen, die in flüssiger Animationen euch das Leben zur Hölle machen. Krass ist auch die hohe Auflösung, mit der das Spiel daher kommt: Was schon pixelgenau hatte ich nicht das Gefühl, eine auf die PS Vita abgestimmte Grafik zu sehen sondern schlichtweg das Original.

Die Fragen, die sich mir während meiner ersten Session stellte, waren: Wie sind die anderen Titanen? Und vor allem: Wird der Punkt mit der ungünstigen Wiederbelebung verstärkt oder hoffentlich ein wenig geschwächt. Bis hier hin gibt es für Titan Souls von mir eine klare positive Tendenz!

Kaum Veränderung

Nach knapp drei weiteren Stunden war das Spiel dann auch das erste Mal vollendet. 19 Titanen wurden erlegt, obwohl es sich erst später herausstellte, dass zum Erreichen des Endes nur 14 gebraucht wurden. Wie dem auch sei, große Veränderungen zur vorherigen Vorschau gab es wenige. Die Speicherpunkte sind weiterhin ungünstig gewählt und in manchen Arealen sogar so aufdringlich, dass es unfassbar nervig ist, nach dem Tod wieder neu anzufangen. Für mich ist es leider etwas unverständlich, warum Acid Nerve den Spielfluss so stören muss. Ebenso hat sich der Schwierigkeitsgrad nicht geändert. Die übrigen Titanen bleiben abwechslungsreich, äußerst interessant gestaltet und benötigen jeder für sich eine eigene Taktik, die es natürlich nach etlichen Toden erstmal herauszufinden gilt – am Ende waren es bei 250 Tode. Dementsprechend hoch war an einigen Stellen das Frustpotential. Dazu passen die verschiedenen Areale, die ihr zum Erledigen der Bosse besucht: Lava mit entsprechenden Feuer-Gegnern, der Wald mit Pilzen und Pflanzen, die Ruinen mit Rittern und Schätzen zum Beispiel. Insgesamt ist die Auswahl der Titanen gut gelungen, sowohl in der Anzahl und – ohne zu viel zu spoilern – auch in Ihrem Kampf. Hier gibt es von mir daher im Hinblick auf meine Frage eine Bestätigung.

Die Geheimnisse

Positiv hat sich die Spielmechanik verändert. Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit fand ich mich in der sehr minimalistischen Steuerung sehr gut zurecht. Gleichzeitig stieg auch die Atmosphäre außerhalb der Kämpfe: Idyllische Waldplätze, zerstörte Ruinen, feurige Schauplätze bieten zusammen mit dem weiterhin fantastischen Soundtrack eine schöne grafische Präsentation des Spiels. Wer genauer sucht, findet zudem zahlreiche Gemälde, die entfernt an Malerei der Maya und Azteken erinnern und in einem Bild einen Teil der Geschichte von Tital Souls erzählen. Absolut negativ aufgefallen ist die Kamerasteuerung. Wenn die Spanne zwischen Titan und Spielfigur zu groß ist, sieht man beide Parteien nicht mehr. Man beschäftigt sich dann erstmal mit der Suche nach dem Endgegner anstatt seine Angriffe vorherzusagen und riskiert damit wieder unnötige Tode.

Die ultimative Herausforderung

Wer Titan Souls einmal geschafft hat, schaltet weitere Modi ein, die zum nochmaligen Spielen einladen. Optionen wie Hardcore-Modus, ein Leben oder kein Rollen laden in der schwierigen Herausforderung erprobte Spiele ein, ihr tatsächliches Können unter Beweis zu stellen. Am Ende winken dann auch begehrliche Trophäen, die letztlich für die Platin gebraucht wird. Eins sei an dieser Stelle gesagt: Die Herausforderungen werden unfassbar schwer. Für die ersten vier Titanen hatte ich bei Hart fast dreimal so lang gebraucht mit der dreifachen Anzahl der Tode. Die Platin-Jagd wird daher wohl meine Lebensaufgabe werden. Mit den verschiedenen Modi sowie dem Bonus, dass kryptische Texte sichtbar werden, zeigt das Spiel einen hohen Wiederspielwert.

Fazit: Wenn man Titan Souls mit einem Wort beschreiben soll, dann wäre intensiv hier das richtige. Intensiv deshalb, weil das Spiel das ganze Drumherum eines Abenteuer-Spiels weglässt und euch nur gegen erbarmungslose Endgegner spielen lässt. Meine anfangs positive Tendenz kann das Spiel aufgrund der variablen Titanen, der sehr minimalistischen Spielmechanik sowie dem Wiederspielwert bestätigen. Aufgrund der Problematik der Speicherpunkte und der Kameraführung ist es allerdings nicht das Spiel, für das ich es anfangs gehalten hatte: nämlich dem PS Vita Spiel des Jahres.

Titan Souls ist aufgrund seines Schwierigkeitsgrades kein Spiel für jedermann, eignet sich allerdings trotz seines Makels perfekt als Lückenfüller in kleineren Pausen. Wer damit umgehen kann, erhält ein atmosphärisches und einzigartiges Spiel mit einer großen Herausforderung.

Lars Leidenschaftlicher Gamer, Ehemann und IT-Berater. Liebt seine PS Vita, seinen Hund und Wordpress. Seit 2011 Redakteur und seit 2013 Administrator und Webmaster von yourPSVita.
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