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Test – The Hungry Horde

Test – The Hungry Horde

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28.01.2015

Mit „The Hungry Horde“ hat sich Nosebleed Interactive seit dem 04.11.2014 in den bunten Rummel an Indietiteln auf der PS Vita gewagt. Hungry Horde erinnert dabei an die klassischen Arcade-Spiele, bei denen das primäre Ziel das Knacken von Highscores ist. Dabei kombiniert Hungry Horde Arcade- und Top-Down-Shooterelemente mit einem beliebten Thema. Ob die Zombieapokalypse auch eure PS Vita infizieren soll, erfahrt ihr bei uns im Test.

Zombieapokalypse die Hundert-x-te

Als ich das erste Mal von Hungry Horde gehört habe, war ich nur wenig begeistert. Es gibt bereits sehr viele Zombiespiele und ob ein weiteres wirklich notwendig ist, war für mich zumindest fraglich. Aber die ersten Trailer versprachen etwas anderes, als was ich von Top-Down-Shootern gewohnt bin. Selbst Zombies spielen zu dürfen, hat mir ein deutliches Bild von dem Spiel vermittelt. Bereits die Grafik in den Trailern hat auf eine eher humoristische Herangehensweise an Zombies und ihre Darstellung war ansprechend. Genau einen solchen Humor halte ich beim Gesamtspiel für wünschenswert. Zudem sollte das Spiel abwechslungsreich gestaltet sein, was nicht bedeutet, dass von den Standardelementen eines Top-Down-Shooters abgewichen werden muss. Ohne eigenes Herangehen an diese Elemente kann das Spiel aber nicht aus der Masse hervorstechen. Solche Abweichungen können in der Gestaltung von Gegenständen, der Spielführung oder der grafischen Gestaltung liegen. Auch von der musikalischen Untermalung bieten sich verschiedene Optionen. So könnte z.B. das Chaos in einer solchen Stadt oder die laufende Uhrzeit einen Einfluss auf die Musik ausüben.

Radikale Taktiken

Hungry Horde ist ein anderer Angang an die Zombie-Branche. Statt sich als Überlebender in einer Zombieapokalypse wiederzufinden, springen wir als lebender Untoter aus unserem Grab und starten unsere eigene Zombieapokalypse. Statt abzuwarten, bis wir 90 % der Weltbevölkerung verwandelt haben, greift die Regierung sofort ein und hat das gesamte Gebiet abgesperrt und droht nun, dieses einfach wegzusprengen. Ein eigentlich schlaues Vorgehen, wenn die Zombies sich nicht einen Weg an den Absperrungen vorbeisuchen könnten. Genau das müsst ihr auch so schnell wie möglich tun, um ein Ablaufen der Uhr zu verhindern. Durch das Töten und Verwandeln von Menschen oder das Passieren von Arealen erhaltet ihr einen Zeitbonus – vermutlich weil die Kalibrierung der Rakete korrigiert werden muss. Im letzten Areal müsst ihr dann den Raketenstart verhindern und eure Zombies so über den nächsten Tag retten.

Zombies mit Spezialkräften

Um eurem Ziel des höchstmöglichen Highscores näher zu kommen, gilt es schnell und effektiv die einzelnen Areale zu durchstreifen. Eure Zeit ist aber knapp bemessen, also dürft ihr sie nicht unnötig vertrödeln. Um ohne großen Zeitverlust durch die Level zu kommen, sind Gehirne und kleine Geschenke mit solchen sowie Menschen verteilt. Wie bereits erwähnt, kassiert ihr neue Zeit, indem ihr eure Zombiearmee mit Menschen aufstockt, was bei dem teilweise heftigen Beschuss durch Soldaten nur vom Vorteil ist. Die Gehirne haben indes unterschiedliche Färbungen und eure Zombies mixen aus ihnen Tränke. Von wegen dumme Zombies! Aktiviert ihr ein solches Power Up, erhaltet ihr je nach Art des Tranks kurzfristig einen Bonus oder Fähigkeit. Der Geschwindigkeits- und Schildtrank verbessert eure Zombies, während der Stuntrank Menschen und Soldaten kurzfristig lahmlegt. Wer lieber Verstärkung will, der kann dem letzten der vier Tränke Menschen auf dem Bildschirm in Zombies verwandeln.

Gesteuert wird das Spiel primär mit dem linken Stick, mit dem ihr eure Horde kommandiert. Bewegt ihr den rechten und den linken Stick auseinander, so teilt sich die Horde in zwei separat kontrollierbare Truppen auf. Die erste Truppe lässt sich dabei mit dem linken und die rechte mit dem rechten Stick steuern. Wer lieber zurück zu seiner einzelnen Horde will, der muss die beiden Haufen nur ineinanderlaufen lassen. Das Spielsystem funktioniert sehr gut. Die Horden lassen sich nach etwas Übung parallel zueinander steuern und können schnell unterschiedliche Aufgaben erledigen, z.B. Blockaden einreißen, Menschen oder Gehirne aufsammeln oder andere Gegenstände zerstören. Dennoch gilt es zu entscheiden, wann das Ausweichen, um Gehirne oder Menschen einzusammeln, nützlich und wann schädlich ist. Hungry Horde’s Uhr ist nämlich recht knapp bemessen. Damit das Spiel auch nicht langweilig wird, lässt Nosebleed Interactive die Level täglich variieren. Dabei entstehen keine neuen Level im eigentlichen Sinne, aber unterschiedliche Elemente werden miteinander kombiniert. Leider führt dies gleichzeitig dazu, dass die Ladezeiten des Spiels recht lang sind. Das ist wirklich Schade, weil der knapp bemessene Countdown so zu einem recht absdrusen Wechsel von hohem Strassfaktor und Abwarten von Ladezeiten kommt.

Minispiele

Wer sich fragt, ob das Spiel noch merkwürdiger werden kann, der darf sich freuen, denn die Antwort ist: Ja. Durch das Sammeln von Stickern und während des Hauptspiels bekommt ihr Zugang zu bestimmten Minispielen, mit denen ihr auch eure Zeitreserve aufstocken oder euch einfach so die Zeit vertreiben könnt. Die Minispiele sind sehr ausgefallen gestaltet und beleuchten einige interessante Aspekte des Zombielebens. Insbesondere gut gefallen haben mir die beiden Minispiele „Conga“ und ein Arcade-Spiel. In Conga spielt ihr eine Zombie-Snake-Variante auf einer Tanzfläche. Dabei sammelt ihr mit eurer Conga-Schlange so viele Menschen wie möglich ein, um eure Zombiekette zu erweitern. Natürlich dürft ihr dabei weder die Tanzfläche verlassen, noch an eurer eigenen Kette anstoßen. Wer den Shooter-Aspekt an Hungry Horde vermisst, der kann sich auf ein ganz besonderes Arcade-Spiel freuen. In diesem müsst ihr als Mensch so viele Zombies wie möglich töten, ohne selbst ausgeschalten zu werden. Klingt im ersten Moment wenig aufsehenerregend, doch kann man vor dem Spielstart sehr gut erkennen, was das eigentlich seltsame daran ist. Ihr spielt nicht direkt den Arcade-Titel, sondern vielmehr spielt ihr einen Zombie, der an dem Automaten einen Menschen spielt, der Zombies töten muss. Die anderen Minispiele in Hungry Horde sind ebenfalls sehr gut gestaltet und bieten einen wirklich humoristischen Blick auf das Spiel und das Zombiegenre im eigentlichen Sinne. Ein Rundgang durch die Kleinstadt kostet euch zwischen zwei und drei Minuten. Die Minispiele brauchen je nach euren eigenen Fähigkeiten auch zwischen einer bis drei Minuten. Dies kam mir etwas wenig vor, aber die eigene Konzentrationsspanne wird durch das Aufteilen der Horde, den weitläufigen oder engen Passagen und durch die auf einen schießenden Gegner doch stark belastet

Papercraft-Zombies

Grafisch ist The Hungry Horde sicherlich kein Kandidat für das schönst aussehendste Spiel auf der PS Vita. Andererseits kann ich nicht abstreiten, dass ich selten eine so passende Darstellung der Zombies zum jeweiligen Spiel gesehen habe. Die Zombies und die Menschen sehen aus wie selbstgebastelte Papercraft-Figuren, die zwischen dem normalen menschlichen Hautton und der giftgrünen Haut der Zombies schon kurz nach dem Ableben wechselt. Verschiedene Verletzungen und blutende Stellen sind hier mit inbegriffen. Ebenfalls die herumliegenden Gehirne für die Spezialtränke und die Geschenke wirken wie etwas, das nachträglich aus Papier gebaut und in das Spiel platziert wurde. Dieses Gesamtbild ist aber eines der Aspekte, die mir an Hungry Horde gefallen haben. Statt sich an konventionellen Aspekten zu orientieren, haben Nosebleed Interactive einen Stil gewählt, der das „leichte“ Gameplay mit auf den Spieler überträgt. Somit war für mich die sonst wenig detailreiche Umgebung und die einfach gehaltenen Gebäude, Fahrzeuge und andere Objekte nicht störend. Vielmehr hat es geholfen, den Eindruck eines Spiels für Zwischendurch zu bestärken. Musikalisch ist das Spiel eigentlich wenig bis gar nicht auffällig. Bemerkenswert sind eigentlich nur die Schuss und Stöhngeräusche. Meines Erachtens hat Hungry Horde hier auch einiges an Potenzial liegen lassen.

Fazit: Hungry Horde hat sich als solides Spiel präsentiert. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, kam ich schnell hinter das Spielsystem. Es ist ein einfaches Spiel, das seine Rolle als Lückenfüller für kleine Pausen perfekt erfüllt. Es gibt sicherlich Spiele, die besser gestaltet sind, aber die verwaschenen Texturen und die herausstechenden Zombies bieten einen eigenen Charme, der mich anspricht. Besonders spaßig fand ich die teilweise bizarren Minispiele. Hier sticht Hungry Horde aus der Masse an Zombieshootern hervor. Ebenfalls positiv möchte ich nochmal die gelungen Power Ups in den Leveln erinnern, weil der Risiko- und Gewinnfaktor für das Aufsammeln der Upgrades perfekt verteilt wurde und ein Fehler dabei euch manchmal mehr Kosten kann, als die Power Ups zu ignorieren. Hauptproblem des Spiels bleibt seine fehlende Langzeitmotivation, wenn man kein Interesse an der Jagd nach Highscores hat, die langen Ladezeiten zwischen den einzelnen Leveln und die kaum bemerkenswerte musikalische Untermalung. Genau hier ist aber ein entscheidender Punkt für mich: Das Spiel hat bei mir zwar einen guten Eindruck zu Beginn gemacht, aber mehr als eine Runde des Hauptspiels und zwei Minispiele konnte ich bald nicht mehr absolvieren, weil das Spiel neben seinen 150 Aufgaben kaum Grund bietet, es dauerhaft zu spielen. Gerade aber Spiele mit Highscore sollten einem eine solche Motivation bieten, ohne sie durch lange Ladezeiten oder nur wenig Varianz im Spiel zu zerstören. Dennoch steht das Spiel seinen Mann – Entschuldigung, seinen Zombie, in einem sehr stark von Zombiespielen gefluteten Genre.

Insgesamt ist Hungry Horde sicherlich einen Blick für Highscore-Fanatiker wert. Die fehlende Langzeitmotivation und das anstrengende Gameplay macht es sicherlich nicht zur ersten Wahl. Dennoch lohnt es sich der Minispiele wegen, bei der nächsten Rabatt- oder PSPlusaktion einen genaueren Blick auf Hungry Horde zu werfen.

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