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Test – Oreshika: Tainted Bloodlines

Test – Oreshika: Tainted Bloodlines

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24.04.2015 – Test

Oreshika: Tainted Bloodlines, davor eher bekannt unter „Over my Dead Body 2“ ist ein Rollenspiel aus dem Hause Alfa System. Der erste Teil ist in Japan auf der PSP erschienen. Das Spiel konzentriert sich dabei neben den klassischen Rollenspielelementen auch auf das Zeugen von Nachwuchs mit Göttern und dem Tod bestehender Charaktere. In Europa finden sich die Ursprünge erster Klane seit dem 04. März. Ob ihr mit dem Spiel aus dem Hause Sony eine eigene Vita-Dynastie einführen könnt, erfahrt ihr bei uns im Test.

Götter und Wiesel

Oreshika ist sicherlich kein typischer Vertreter des Rollenspiel-Genres. Die interessante Gestaltung mit einem verfluchten Klan, dessen Mitglieder nach einiger Zeit sterben, hat schon früh mein Interesse geweckt. Insbesondere das interessante System erinnert mich stark an Conception II, nur mit einem anderen merkwürdigen Ritual. Auch finde ich es spannend herauszufinden, ob ein so komplexes System mit sterbenden Charakteren nicht zu schweren Problemen mit dem Schwierigkeitsgrad führt. Das Spiel kann zu einfach oder schwer werden, wobei ich ersteres persönlich bedeutend schlimmer finden würde. Auch wenn mir die grafische Gestaltung des Spiels auf Anhieb gefallen hat, muss sie natürlich auch auf Dauer das Niveau halten und abwechselnd genug gestaltet sein. Das bedeutet, dass gerade die Dungeons unterschiedlich gestaltet sein müssen.

Rache!

Der Klan, den ihr im Übrigen selbst erstellt, sind die Wächter wichtiger Relikte. Als diese gestohlen werden, wird euer Klan zum Tode verurteilt und auch prompt hingerichtet. Doch die japanischen Götter haben mit euch noch etwas vor. Sie wollen, dass ihr die gestohlenen Relikte wieder einsammelt und herausfindet, wer die Relikte gestohlen hat. Als „Belohnung“ dürft ihr euch gleich dabei noch an demjenigen rächen und die verschwundenen Götter suchen. Doch die drei wiederauferstandenen Mitglieder eures Klans sind mit zwei Flüchen belegt worden. Dem „Curse of Broken Lineage“ und dem „Curse of Ephemerality“. Der erste Fluch verhindert das Zeugen von Nachwuchs auf normalem Wege und insbesondere mit Menschen. Der zweite Fluch hingegen macht euch das Leben erst richtig schwer, denn eure Charaktere sterben nach ca. zwei Jahren. Über den Tod informiert euch euer Hauswiesel Köchin am Anfang des Monats. Am Totenbett erwarten euch dann noch zwei Szenen. Die erste stellt zufällige letzte Worte eures Charakters dar, die er seinen Erben hinterlässt. Zuletzt zeigt euch das Spiel nochh einen Überblick über die Taten des Verstorbenen in Form einer Historie. Dann verlässte euch der Charakter für immer.

Die Geschichte von Tainted Bloodlines ist sehr gut gelungen. Insbesondere die verschiedenen synchronisierten Charaktere, die immer wieder auftauchen und mehr Fragen als Antworten liefern. Mein persönlicher Favorit ist der Bösewicht des Spiels. Er ist, zumindest für einen Bösewicht, sehr symphatisch und erzählt euch bei jedem Aufeinandertreffen gerne mehr über sich und die Vorkommnisse, die zu eurer Hinrichtung geführt haben. Wie lange Oreshika euch beschäftigen wird, hängt vom gewählten Schwierigkeitgrad ab. Mit der einfachsten Stufe schafft ihr das Spiel in ca. 30 Stunden während die längste Version euch so ca. 120 Stunden durch die Welt hetzen wird.

Zeit der Trauer

Eines der Hauptelemente des Spiels ist euer Klan und die Stadt, in der ihr wohnt. Beides gilt es zu erhalten und neu aufzubauen. Die Stadt baut ihr mit Geld auf und erweitert so spezielle Einrichtungen, wie die Händler oder den Schrein, um neue Ausrüstungsgegenstände zu erhalten, eigene Waffen schmieden oder einen Schrein für eine Gottheit errichten zu lassen. Diese Schreine geben euch Boni, wenn ihr das Ritual der Einheit vollzieht. Das Ritual der Einheit ist eines der wichtigsten Spielelemente. Neben einem eurer Klanmitglieder stehen zwei Arten von Partnern zur Wahl. Einerseits Mitglieder aus einem anderen Klan und andererseits Götter. Letztere können meines Erachtens wegen ihrer Fähigkeiten besser sein, sind aber zumeist teurer in der Verwendung. Die beiden „Eltern“ geben ihrem Nachzögling, der im Folgemonat auftaucht, nicht nur einen Teil ihrer Werte mit, sondern auch Merkmale ihres Aussehens. Auf Dauer könnt ihr euch so aus euren drei Startkämpfern eine ganze Generation aus Kämpfern erstellen. Zu Beginn stehen euch zwar nur drei Klassen zur Verfügung, auf Dauer schaltet ihr aber weitere frei. Jede dieser Klassen trägt eine Rüstung und eine Waffe. Solche Ausrüstungsgegenstände können auch von Schmieden hergestellt werden. Eine selbstproduzierte Waffe ist zu Beginn noch sehr schwach, kann aber immer weiter vererbt werden und wird mit dem Level des Trägers und durch Vererbung stärker. Euer Charakter hat aber nicht viel Zeit, um stärker zu werden. Jedes Klubmitglied lebt nur ca. 2 Jahre. Die Meisten schaffen aber keine 24 Monate, weil Überanstrengung und Schaden in Dungeons, die Lebenszeit eines Charakters verkürzen können.

Auf in den Kampf

Am Anfang eines jeden Monats befindet ihr euch in der Stadt und könnt euch auf die nächste Mission vorbereiten oder das Ritual der Einheit vollziehen. Entschließt ihr euch für eine Außenmission, so könnt ihr entweder selbst eine Aufgabe, Ausrüstung und das Team auswählen oder es eurem treuen Hauswiesel überlassen. Euer munteres Wiesel kann dabei alles alleine machen oder ihr sprecht die Entscheidungen mit ihr ab. Ob mit oder ohne Aufgabe könnt ihr euch dann in eine der Dungeons stürzen. Gerade hier zeigt euch Oreshika aber, was Stress bedeutet. Ein brennendes Symbol zeigt euch nämlich die Zeit an, bis ein Monat vergangen ist. Bei jedem Betreten einer Dungeon müsst ihr mindestens einen Monat Zeit investieren, könnt den Aufenthalt aber auch um weitere Monate verlängern. An bestimmten Monaten findet das Fest der Dämonen in einer der neu freigeschalteten Dungeons statt. Solltet ihr den Eingang zum Festival nicht rechtzeitig finden, müsst ihr ein weiteres Jahr warten. In der Dungeon laufen die unterschiedlichsten Gegner umher, mit denen ihr durch Berührung kämpft, einige sind dabei weniger aggressiv als andere. Sollte eure Flammenuhr aber eine rote Flamme anzeigen, so verändern sich die Monster. Sie werden aggressiver, sehen etwas anders aus und sind dann auch im Kampf deutlich stärker.

Das Kampfsystem ist rundenbasiert. Ihr und die Gegner haben einen Anführer, durch dessen Tod der Kampf sofort beendet wird. Besiegt ihr den gegnerischen Anführer, erhaltet ihr zudem die im Roulette ausgewählten Items. Tötet ihr erst alle anderen, in bis zu zwei Reihen stehendene Gegner, erhaltet ihr zwar mehr Erfahrung, aber der Boss hat die Möglichkeit, bei jedem seiner Züge zu fliehen. Neben normalen Angriffen könnt ihr auch Zauber einsetzen. Zauber erhaltet ihr von besiegten Gegnern und einer eurer Charaktere lernt diesen zum nächsten Monat. Auf Dauer lehrt dieser Charakter die Fähigkeit an andere Klanmitglieder weiter. Ihr habt demnach keine Kontrolle über die Reihenfolge und die Fähigkeiten, die ein Charakter lernt außer ihm in der „Jugend“ ein anderes Mitglied als Trainer zur Seite zu stellen und seine elementaren Fähigkeiten durch gute Auswahl der Eltern zu beeinflussen. Das Kampfsystem von Oreshika ist sehr leicht zu erlernen, bringt aber gerade gegen stärkere Gegner einige wirkliche Kniffe mit sich. Die Wahl eures Anführers und der korrekte Einsatz von Fähigkeiten, sowie die Kombination von mehreren Fähigkeiten zu einer mächtigen, sind gerade in den Bosskämpfen von höchster Priorität. Mit den unterschiedlichen Klassen und den Erbwaffen stehen euch die unterschiedlichsten Strategien offen. Aber auch das Ritual der Einheit zwingt euch die Partner gut auszuwählen, um etwaige elementare Schwächen auszugleichen oder den Charakter in eine Richtung zu stärken. Je nach eigener Planung können die Götter, die für weniger Ehre das Ritual vollziehen, besser sein als einige hochrangigere Vertreter.

Sumi-e

Wie ich schon am Anfang beschrieben habe, finde ich den Stil von Oreshika sehr ansprechend. Die bunten Level und Charaktere sorgen für eine faszinierende Atmosphäre trotz des näher rückenden Todes und passt sogar sehr gut zur Kunst in der vergleichbaren Epoche. Insbesondere angetan hat es mir die Zeichnung der einfachen Angriffsanimationen, die wirken, als ob sie mit einem Pinsel gezeichnet wurden – daher auch die Überschrift des Abschnittes. Alle Monster sind sowohl im Kampf, als auch in der Oberwelt schön gestaltet und an Figuren aus der japanischen Mythologie angelehnt. Gerade die Kämpfe wirken wie auf einer großen bunten Bühne veranstaltet und bieten das Gefühl eines dauernden Festes. Im „Frenzy-Modus“ ist alles noch viel bunter und wirkt hektischer. Der recht bunte Stil findet sich auch in den Dungeons wieder, die immer mal wieder wirklich interessante Gegenden und Stellen haben. Leider laden diese nicht zum Verweilen ein, weil ihr immer gegen die Uhr kämpft. Als kleines Entgegenkommen, kann eure Gruppe an bestimmten Orten ein Gruppenfoto schießen, welches ihr dann in echten sozialen Netzwerken hochladen könnt – zumindest wer will. Gerade die Bossgegner sind interessant gestaltet und wirken auch gefährlicher als die einfachen Schergen. Persönliches Highlight ist für mich auch das Fest der Dämonen. Hier findet immer eine Parade statt und ihr werdet von einem riesigen Paradewagen und einem ganzen Haufen Dämonen verfolgt, bevor ihr euch mit dem Boss messen  und so ein gestohlenes Relikt zurückerlangen könnt. Hier wartet das Spiel auch mit einer besonders festlichen Musik auf, für dessen Genuss mir auch selten Zeit blieb. Wenn ich gerade bei der musikalischen Untermalung bin: das Spiel bietet schöne unterschiedliche Musikstücke, die aber primär zwischen den Dungeons aufgeteilt sind und sich recht dezent im Hintergrund halten. Die Musik orientiert sich an zu der Zeit klassischen Musikinstrumenten und ergänzt den Charme des alten Japans um einen weiteren Aspekt. Etwas schade finde ich die Wiederholung von Musikstücken innerhalb von Dungeons. Bei dem sonst sehr positiven Eindruck doch ein leichter fader Beigeschmack, weil ihr viele Dungeons häufiger wiederholen werdet.

Fazit: Oreshika hat ein interessantes Konzept gewählt und das sehr gut umgesetzt. Der Verlust an Identifikation mit dem einzelnen Charakter wurde geschickt durch den Einsatz von letzten Worten und dem Klanvermächtnis für die Neulinge ausgeglichen und ich konnte mich mit dem gesamten Klan identifizieren, weil ich für den Erhalt des Klans verantwortlich war. Auch mochte ich persönlich das Hauswiesel sehr. Überraschend gut gelungen fand ich zudem den Schwierigkeitsgrad des Spiels. Obwohl immer wieder neue Charaktere generiert werden, gleicht die gefundene bzw. generierte Ausrüstung die anfänglichen Schwächen des noch jungen Charakters aus und er kann sich zu einem noch stärkeren Kämpfer entwickeln. Trotzdem bleiben alle Gegner ausreichend stark und werden nur recht selten zu Kanonenfutter. Dementsprechend wichtig ist auch die Auswahl der richtigen Klassen. Während ihr zu Beginn nur eure drei Startklassen ausbalancieren müsst, schaltet ihr weitere Klassen mit Vor- und Nachteilen frei und müsst bald bei jedem Klanneuling eine recht wichtige Entscheidung treffen, insbesondere wenn euer Verschleiß wegen Überlastung besonders hoch ist. Eine geringere Zahl an Monstern könnte ein Problem sein, wenn Oreshika nicht durch den geschickten Einsatz des Kampfsystems mit einem Anführer, der die Gruppe zusammenhält und der Belohnung für das Töten des Anführers die Wichtigkeit des einzelnen Dämons heruntergeschraubt hätte. Der Fokus liegt somit mehr auf dem einzelnen Anführer, als auf seinen Schergen. Auch die bunte Darstellung, die vor dem Erscheinen präsenteiert wurde, hält sich auf Dauer. Das gesamte Spiel lebt von der bunten Darstellung des alten feudalen Japan.

Ich kann Oreshika: Tainted Bloodlines jedem Freund von Rollenspielen nur wärmstens ans Herz legen. Das sehr gut gelungene und einzigartige Gameplay in Kombination mit der farbenfrohen Gestaltung bietet ein zu schönes Spielerlebnis, um es sich entgehen zu lassen.

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