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Test – Flame Over

Test – Flame Over

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21.04.2015 – Test

Wer schon immer einmal Feuerwehrmann werden wollte, ohne sich selbst die Hände schmutzig machen zu müssen, der kann seit dem 11. März in Flame Over Feuer löschen. Getreu den klassischen Arcade-Titeln setzt auch das von Laughing Jackal entwickelte Spiel auf einen hohen Schwierigkeitsgrad und einigen Fallen, die euch das Leben schwer machen werden. Ob Flame Over eine zündende Idee oder schon ausgebrannt ist, erfahrt ihr bei uns im Test.

Ein Sprung ins … brennende Feuer?

Flame Over hat ein, zumindest für Roguelike-Spiele, eigenwilliges Thema: Feuerbekämpfung. Genau wie Feuer hat das Spiel aber bereits nach einer knappen halben Stunde Spielzeit gezeigt, dass es genauso wenig Fehler zulässt. Zu Beginn jeder Rune habt ihr fünf Minuten zur Verfügung, um ein brennendes Gebäude zu löschen. Die fünf Minuten gelten so lange, bis ihr sterbt und werden nicht durch Abschluss eines Levels zurückerstattet. Selbst nach dem Ablauf der Zeit lässt euch das Spiel aber nicht in Frieden. Ihr werdet stattdessen vom Tod persönlich gejagt. Berührt euch dieser, ist direkt Schluss.

Gegen das Feuer seid ihr bestens gewappnet. Die Ausrüstung besteht aus exakt drei Teilen: Feuerlöscher, Wasserschlauch und einer Axt. Die beiden Brandbekämpfer besitzen einen Tank, der sich bei Benutzung leert und an verschiedenen Stationen, die zufällig in Räumen oder am Eingang des Stockwerks auftauchen, aufgefüllt werden können. Auch eure Axt kann zerbrechen, aber nur, wenn ihr Feuertüren damit einschlagen müsst. Löscht ihr Feuer, so erscheinen Münzen, die ihr automatisch erhaltet und später für Upgrades ausgegeben könnt. Zu denen aber später mehr. Das Kernelement des Spiels ist das Löschen von Feuer. Dabei trefft ihr auf unterschiedliche Räumlichkeiten, die in vier unterschiedliche Kategorien eingeteilt wurden. Der Bürokomplex ist das einfachste und das erste dieser Level. Hier werdet ihr auch mit dem einzigen Gegner des Spiels konfrontiert: Feuer. An dieser Stelle sei nur kurz erwähnt, dass das Feuer sich überraschend aktiv verhält. Aktiv im Sinne von euch gezielt angreifend. Das Spiel macht gerade in der Lernphase viel Spaß, weil auf die Frustmomente sehr schöne Erfolgsmomente folgen. Darunter mein persönliches Highlight, als ich dem Tod von der Schippe gesprungen bin und das Level noch beendet bekommen habe. Ein anderer Aspekt hat mich aber doch gestört. Das Drehen der Kamera funktioniert nur unabhängig vom Verwenden eurer Löschmittel. Entweder ihr dreht die Kamera oder euren Charakter. Das führt in den kleineren Räumen häufiger zum Übersehen von Flammen am Rand des Raums oder zum ständigen Verlassen des Raums, um die Kamera drehen zu können. Gerade wegen des knappen Zeitlimits macht das das Spiel stellenweise unangenehm schwierig, insbesondere wenn der vermeintlich gelöschte Raum plötzlich wieder anfängt zu brennen. Noch wenig absehbar ist für mich hier, ob das Spiel nicht auf Dauer langweilig wird, weil ich wohl häufiger die selben Umgebungen sehen werde.

Nomen est omen

Flame Over erzählt keine Geschichte im klassischen Stil. Vielmehr spielt ihr den Feuerwehrmann Blaze, der zu einem Einsatz in einem brennenden Hochhaus gerufen wird. Wie ein wahrer Held stürzt er sich in die Gefahr und versucht das Feuer zu löschen. Dabei kennt er nur zwei Ergebnisse: Tod oder Sieg. Das Hochhaus besteht aus vier Abschnitten, die ihr nacheinander freischalten könnt, in dem ihr vier Level im Abschnitt davor absolviert.

Fehler der Architekten

Während sich bei uns ganze Bauprojekte wegen mangelndem Brandschutz verzögern, ist genau das die Voraussetzung für ein Stockwerk in Flame Over. Jedes Stockwerk startet in einem großen Brandschutzraum, den ich, zumindest noch nicht, angezündet gekriegt habe. Dieser Raum dient auch als Evakuierungspunkt und lässt euch eure Ressourcen aufrüsten. Zu denen kommen wir später. Aber schauen wir erst einmal auf die Stockwerke. Ein Stockwerk wird zufällig aus verschiedenen Räumen zusammengestellt. Jeder der vier Abschnitte hat andere bestimmte Elemente, die es gegenüber den anderen Räumen abgrenzt und euch vor eigene Probleme stellt. Verschiedene Gegenstände verursachen nämlich unterschiedliche Gefahren und zwingen euch anders vorzugehen. So breitet sich Feuer in gut möblierten Büros deutlich schneller aus. Andererseits können z.B. einige Geräte im Labor unangenehme plötzliche Reaktionen hervorrufen, die euch schädigen können. Jeder Raum, der zwei Türen hat und gegenüber liegen, bietet zudem die Chance für eine Feuerwalze, die alles und jeden verbrennt, der von ihr getroffen wird. Wer sich jetzt fragt, warum ich von „alles und jeden“ spreche, der wird mir wohl zustimmen, dass sich in Bürokomplexen und anderen Anlagen in einer Stadt zumeist Menschen aufhalten und offensichtlich eine überraschend hohe Menge an Katzen. Beides müsst ihr retten, bevor sie in den Flammen umkommen. Dabei geben euch gerettete Katzen ein neues Herz und gerettete Bürger eine Minute mehr Zeit. Diese Minuten sind mehr als kostbar, denn nur das Retten von Menschen oder das Finden von Zeitboni kann eure Zeit wieder erhöhen. Aber auch Geld ist eine wichtige Ressource. In zufällig auftauchenden Shop könnt ihr das hart Ersparte für Verbesserungen ausgeben. Diese halten jedoch exakt bis zu eurem nächsten Tod. Mit Upgrade-Marken von Miss Ion, für die ihr Aufgaben erledigen müsst, könnt ihr permanente Upgrades freischalten und kaufen. Upgrades umfassen z.B. längere Resistenz gegen Hitze, mehr tragbare Wasserbomben oder die Möglichkeit tote Menschen wiederzubeleben. Wichtig ist, dass ihr euer Geld so gut wie möglich anlegt, denn am Ende einer Runde spendet Blaze sein gesamtes Geld – ein wahrer Wohltäter.

Feuer frei!

Zurück zum wahnwitzigen Feuer, welches sich nicht wie im echten Leben verhält. Es „speit“ sogar aktiv Flammen und Feuerbälle nach euch. Um sein Ausbreiten zu erschweren, könnt ihr Wasser im Raum verteilen. Das kühlt die Umgebungstemperatur ab. Es ist aber nicht ungefährlich sich in einem brennenden Raum aufzuhalten. Eure Hitze-Anzeige füllt sich dabei immer weiter auf und wenn diese voll ist, verliert ihr eines eurer Herzen. Ähnlich verlieren Zivilisten und Katzen auch HP, wenn sie sich in brennenden Räumen aufhalten. Werden sie gar von Feuerbällen getroffen, so sterben sie. Einige Brände könnt ihr auch nur mit eurem Feuerlöscher löschen z.B. bei elektrischen Geräten. Dies zeigt sich anhand von grauem Rauch. Den Brand elektronischer Geräte könnt ihr sehr leicht in „normale“ Brände umwandeln, in dem ihr den Sicherungskasten jedes Stockwerkes findet und diesen deaktiviert. Schwerer zu löschende elektrische Brände werden dann in einfachere Feuergefahren umgewandelt. Das Spielsystem von Flame Over funktioniert sehr gut und hält sich auch in der gesamten Spielzeit sehr gut. Für mich ist aber ein Problem, dass der Spielspaß in einem längeren Spieldurchgang nachlässt. Meine Empfehlung sind so 30 – 40 minütige Durchgänge. Damit vermeidet ihr, dass ihr zu viele ähnliche Leveldesigns seht. Auch bleibt euch der Spielspaß so am längsten erhalten, insbesondere wenn ihr noch am Anfang eurer Feuerwehrkarriere seid und noch im ersten Level steckt. Ebenfalls störend ist die Tatsache, dass ihr nach jeder Runde zurück ins Hauptmenü geworfen werdet und erst dann wieder ins Spiel manövrieren könnt. Insgesamt funktioniert das Spielsystem von Flame Over sehr gut. Die verschiedenen Herausforderungen, vor die euch das Spiel stellt, z.B. unterschiedliche Stockwerke, Suchaufgaben für Miss Ion oder der Eskort von Zivilisten, lassen jeden Durchgang etwas anders wirken, ohne dass das eigentliche Spielsystem verraten wird. Das unrealistisch verhaltende Feuer nehme ich für den erhöhten Stressfaktor in einem brennenden Raum gerne hin. Auch zwingt euch das Spiel, eure Vorräte immer gut aufgestockt zu halten und bei Zweifeln lieber die Vorräte am Eingang aufzustocken und so ein unkontrolliertes Ausbreiten des Feuers zu verhindern. Ebenfalls gelungen sind die Wasserbomben. Wasserbomben helfen euch an bestimmten Stellen sehr gut aus, sind dafür aber nur recht selten und ein Verschwenden ist daher eher schmerzhaft für Blaze.

Zurück zur Steuerung

„Das Drehen der Kamera funktioniert nur unabhängig vom Verwenden eurer Löschmittel. Entweder ihr dreht die Kamera oder euren Charakter. Wem diese Zeilen bekannt vorkommen, der erinnert sich noch an, das was er am Anfang des Tests gelesen hat. Auch nach vielen weiteren Runden könnte ich nicht behaupten, dass es mich nicht persönlich stören würde. Aber das Hauptproblem der Unübersichtlichkeit hat sich relativiert. In den Tipps, die das Spiel bei jedem Laden anzeigt, wird unter anderem empfohlen, dass man vorsichtig vorgehen soll und vor dem Betreten eines Raums sich einen Plan zu Recht legen sollte. Getreu meiner Spielweise ignoriere ich immer Hinweise anderer Leute. Nachdem ich, aus Verzweiflung, weil ich es nicht in das dritte Level geschafft habe, doch dem Vorschlag der Entwickler gefolgt bin, kam ich deutlich besser mit der Steuerung zurecht. Seitdem sind die ersten beiden Level auch deutlich einfacher, weil ich mich nicht mehr mit unsichtbaren Feuergefahren herumschlagen musste, sondern solche vor Betreten des Raumes bereits erkannt hatte. Das hat auch die Zahl der erledigen Aufgaben und der überlebenden Zivilisten deutlich erhöht. Entgegen etwaiger Bedenken am Anfang hat diese Verbesserung meiner Fähigkeiten auch dazu geführt, dass ich deutlich abwechslungsreichere Umgebung sehen konnte. Auch wenn ich persönlich am liebsten mich durch alle Passagen durchlösche, konnte ich mein Schicksal frei wählen. War mir nach etlichen Versuchen das Büro zu anstrengend, habe ich einfach im zweiten Stockwerk gestartet und Blaze hier räuchern lassen.

Wasser marsch!

Grafisch ist Flame Over kein Hochkaräter, zumindest was die Auflösung betrifft. Das heißt aber nicht, dass das Spiel nicht doch einige interessante Aspekte setzt. Insbesondere die eingerichteten Räume sind ansprechend. Über typische Laboreinrichtungen kann ich zwar nichts sagen, aber gerade die unterschiedlichen Büroräume wurden schön eingerichtet und es wurde auch auf kleinere Details wie Tischpflanzen, Teppiche und Bilder aller Art geachtet. Vergleichbar ist die Situation mit dem Feuer. Sicherlich gibt es realistischere Darstellungen von Flammen. Aber die Effekte, mit denen sich Feuer verbreitet und auch solche Sonderfälle wie Feuerwalzen sind gut und flüssig gestaltet. Apropos flüssig: Ihr werdet in Flame Over keinerlei Probleme mit Lags haben. Selbst wenn auf dem Bildschirm eine Welle von Löschmitteln gegen mehrere Brandherde und eine Feuerwalze ankämpft und Blaze vom Tod persönlich gejagt wird. Wie bereits beschrieben ist mir schon von Beginn an die Musik als repetitiv aufgefallen. Das ändert sich auch nicht im Laufe des Spiels. Alles in allem bleibt die Musik thematisch sehr nah an der Titelmelodie und läuft nur in etwas abgewandelten Variationen. Als wirklich störend empfand ich das nicht, weil ich meistens nur wenig Zeit hatte, mich in Ruhe auf die Musik zu konzentrieren. Auf Darstellungsebene ist Flame Over sehr gut gelungen und zeigt auch in späteren Leveln noch eine schöne Liebe zur Einrichtung der Räume. Ein Grund mehr das Gebäude vor seiner Zerstörung zu retten.

Flame Over ist ein insgesamt sehr gut gelungenes Spiel. Es kombiniert eine witzige Spielidee mit einer gut gelungenen Umsetzung, die ausreichend Herausforderungen und Wiederspielwert bietet, um auch auf Dauer zu überzeugen. Am längsten hält dieser Wiederspielwert, wenn ihr in ca. halbstündigen Sessions spielt. Auch wenn ich mich mit der Steuerung nie anfreunden werde, so kann ich sicherlich sagen, dass man sich sehr gut mit ihr arrangieren und ohne größere Probleme alle Räume abarbeiten kann. Ich konnte mich sehr gut an die verschiedenen Aufgaben von Miss Ion und die neuen Probleme eines jeden Stockwerkes gewöhnen. Gerade der hohe Schwierigkeitsgrad des Spiels lädt zum taktischen Experimentieren ein und zwingt euch unter hohem Stress zu agieren. Vergleiche ich das mit anderen Roguelikes, so steht Flame Over ihnen nichts nach. Es gibt weniger permanente Upgrades als in Spielen wie z.B. „Rogue Legacy“, dafür haben diese einen höheren Stellenwert und machen das Spiel leichter. Dennoch bleibt es, selbst mit allen freigeschalteten und hochgelevelten Upgrades, ein anspruchsvolles Spiel. Während die Darstellung des Spiel im allgemeinen nicht zu den hochwertigsten auf der PS Vita zählt, so lebt Flame Over viel mehr von seinem grafischen Charme und den liebevoll eingerichteten Räumen. Letztere haben es mir besonders angetan. Von beschriebenen Flipcharts, über Büropflanzen bis zu hochtechnisierten Anlagen mit allerlei Schaltern hat sich Laughing Jackal die größte Mühe gegeben, eine realistische Umgebung zu generieren. Dies ist ihnen nach meiner Ansicht auch sehr gut gelungen.

Ich kann Flame Over jedem Freund von Roguelike-Titeln empfehlen. Das witzige und eigenwillige Thema des Spiels bringt nicht nur Spaß, sondern lässt euch auch einmal selbst einen Helden des Alltags spielen und eine Menge Katzen retten.

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Admin
21. April 2015 12:01

Flame Over sieht unscheinbar aus, scheint aber echt was in der Kiste zu haben.

heubergen
23. April 2015 18:22

Schade dass nicht beide Analog-Sticks gebraucht werden können. Hält mich von einem Kauf leider ab.