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Test – Danganronpa 2: Goodbye Despair

Test – Danganronpa 2: Goodbye Despair

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21.11.2014

Mit einem leichten Augenzucken hat man im Westen die Veröffentlichung von Danganronpa: Trigger Havoc Happy vernommen – eingeschlagen ist das Spiel wie eine Bombe. Eine fantastische, spannende Geschichte mit einem hohen Wiedererkennungswert dank dem plüschig grausamen Bären Monokuma. Die dann erfolgte Ankündigung des zweiten Teils „Danganronpa 2: Goodbye Despair“ wurde dementsprechend gefeiert. Seit dem 5. September steht das von NIS America lokalisierte Spiel in den Läden. Wir haben das Todesroulette erneut gespielt und sagen euch, ob der Krimi es wert war.

Den Nachfolger, bitte. Aber pronto!

Danganronpa hatte ich zu Beginn diesen Jahres verschlungen. Über 25 Stunden absoluter Wahnsinn in einer Akademie, die als Symbol der Hoffnung für absolute Verzweiflung missbraucht wurde. Die Geschichte war spannend, fesselnd und voll mit unerwarteten Wendungen und Geheimnissen, die auch nach Ende des Spiels nicht gelüftet wurden. Auch wenn das Spiel sehr textlastig war, hatte man die Dialoge mit den unterschiedlichen Charakteren sowie den Gerichtsprozessen super aufgelockert. Nicht mehr und nicht weniger erwarte ich von diesem Teil: Eine genauso packende Story, mit vielen, unterschiedlichen Charakteren, die man gründlich kennen lernen kann/muss und die authentischen Dialoge. Na dann mal ab auf die Todesinsel!

Tödliche Insel

Geschichtlich beginnt Danganronpa 2 fast identisch mit dem ersten Teil. Der einzige Unterschied: Der Protagonist namens Hajime Hinata. Sein Ziel ist die Hope’s Akademy Highschool, der ultimativen Universität für Hochbegabte, sogenannte „Ultimates“. Jeder dieser Ultimates hat ein besonderes Talent, das ihn außergewöhnlich und zum absolute Besten in dieser Kategorie macht. In diesem Fall haben wir zum Beispiel den Mechaniker, den Athleten, den Trainer, den Koch und den traditionellen Tänzer. Insgesamt fünfzehn Stück sind in einer neuen Klasse aufgenommen. Und dann seid ihr noch da. Verwirrt und völlig ahnungslos steht ihr in der Uni vor euren neuen Kommilitonen und blickt die Welt nicht mehr: „Was ist passiert? Wie bin ich hierhin gekommen?“ Ihr wisst es nicht! Genauso wie die anderen Studenten auch. Und es kommt verrückter: Ein sprechender rosa Hase namens Usami erscheint plötzlich aus dem nichts und teilt euch mit, dass es nun der Klassenlehrer sei und ihr eine wundervolle Studienreise zu einer tropischen Insel macht. Es macht einmal Zack und ihr findet euch an einem idyllischem Strand mit Palmen und Meer wieder. Fortan sollt ihr Freundschafts-Splitter eines jeden Charakters sammeln, um sich kennen zu lernen, Freunde zu werden und in Frieden miteinander zu leben. Womit aber selbst Usami nicht gerechnet hatte, war die Rückkehr des wohl diabolischten Bären – Monokuma! Kenner das Vorgängers wissen nun, was bevor steht: Tod, Verderben und Verzweiflung. Nur derjenige, der es schafft, einen seiner Mitschüler umzubringen und in einem Prozess freigesprochen wird, darf von der Insel fliehen. Und so beginnt das grausame Morden erneut…

Spoilergefahr

Schon jetzt sei gesagt, dass man den ersten Teil gespielt haben muss, um diverse Anspielungen und den Verlauf im Spiel zu verstehen. Und ohne etwas vorweg zu nehmen: Einige der übrig gebliebenen Fragen werden ebenfalls beantwortet. Spannung ist in der Geschichte definitiv drin. Doch von der anfänglichen Euphorie und dem Feuerwerk  bis hin zum epischen Finale vergeht viel Zeit, die zum Teil etwas ermüdend wird. Zeitlich ist Danganronpa 2 auch noch mal mindestens 10 Stunden länger und kommt auf satte 35 Stunden Spielzeit. Allerdings sind die letzten sechs Stunden so intensiv, dass die vorherigen Momente quasi verfliegen. Die Wahl der Ultimates ist mit dem Fotografen oder der Krankenschwester dieses Mal nicht ganz gelungen. Dafür präsentiert sich jeder einzelne Charakter mit verschiedenen Facetten, die zum Teil erst in tieferen Gesprächen ans Tageslicht kommen. Und natürlich gibt es auch klassische Stereotypen und Klischees, die wunderbar im gesamten Spiel über bedient werden. Bei den Dialogen bleibt sich das Spiel treu und vermittelt authentisch die Gefühlslage und Charaktere der einzelnen Personen in einer komisch, melancholischen Art und Weise – eben passend zu dem verrückten Endzeitdrehbuch.

Der Alltag

Wie im Vorgänger auch besteht das Spiel aus Kapiteln, die noch einmal unterteilt werden in drei Abschnitte: Der Alltag, die Untersuchung und der Prozess. In Ersteres werdet ihr viel mit den Studenten reden, die Insel mit seinen Eigenheiten erkunden und so den bizarren Umständen vertraut. Etwas größere Areale wie zum Beispiel die Hotelanlage werden via Ich-Perspektive erkundet – der Rest ist jedoch in einer 2,5D Optik gehalten, in denen ihr wie im klassischen Point’n‘Click-Adventure nach Gegenständen sucht oder die Personen ansprecht. Ganz so schwierig wie andere Genre-Vertreter ist Danganronpa 2 nicht, da euch mittels eines Tastendruckes alle möglichen Aktionen in einem Raum angezeigt werden. Die Anzahl der zu lesenden Texte ist allerdings gleich, wenn nicht sogar höher. Zu bestimmten Zeitpunkten im Spiel erhaltet ihr sogenannte „Freizeit“, die ihr entweder mit oder ohne euren Freunden nutzen könnt. Entscheidet ihr euch für Ersteres, erfahrt ihr nach und nach zum Teil in intimen Gesprächen Details über Herkunft, Hobbys und Vergangenheit des „Ultimates“ sowie die Spezialfähigkeiten, die euch im Prozess nützlich sind. Danach geht es direkt los…

Dum, Düm, Dim

Monokuma meldet sich wie gewohnt von seinem Bildschirm und verkündet: Eine Leiche wurde gefunden. Der zweite Abschnitt startet. Fortan müsst ihr Beweise für den Mörder sammeln, der sich unter den verbliebenen Studenten versteckt. Gespräche werden geführt, Orte besucht, Gegenstände sichergestellt und in sogenannten „Truth Bullets“ in eurem Inventar abgespeichert. Auch wenn die Bedeutung der Beweismittel nachgeschlagen werden kann, ist der Zusammenhang, in dem es gefunden wurde, für den nächsten Abschnitt sehr wichtig.

Der Prozess

Sind alle Beweise gesammelt (ihr bekommt zahlreiche Hinweise, an welchen Orten ihr suchen müsst), geht es hinab in den Gerichtsaal und damit zum Prozess. Es kommt zu hitzigen Diskussionen, Anschuldigungen und Meinungen, die ihr mit euren Beweisen bestätigen oder verneinen müsst. Dazu vertrauen die Entwickler auf Altbekanntes: Die „Non Stop Debates“, „Hangman Gabit“ und „Bullet Time Battle“ aka „Panic Talk Action“. Allerdings hat man noch ein paar weitere Elemente hinzugefügt und bestehende erweitert, um etwas variabler in der Wahrheitsfindung und der Aufgabenstellung zu sein. Zum einen wäre da der Logic Dive, bei dem ihr mit einem Hoverboard eine Strecke entlang fahrt und Fragen beantwortet, um daraus Erkenntnisse zu gewinnen. Zum anderen tauchen aus dem Nichts Rebuttal Showdowns auf, in denen ihr mit einem Gegenüber wortwörtlich um Argumente kämpft, indem Aussagen zerschnitten und Schwachpunkte mit dem Schwert der Wahrheit ausgenutzt werden. In den Debatten müsst ihr nun nicht mehr nur den Fehler in den Aussagen sondern zusätzlich auch die Wahrheit suchen. Der Mix dieser Elemente wird in den einzelnen Prozessen sehr gut eingesetzt, sodass diese etwas stimmiger und logischer wirken und – natürlich – nicht mehr so monoton sind wie der Vorgänger. Dafür wurde der Schwierigkeitsgrad etwas nach oben geschraubt: Viele, kleine, wichtige Informationen werden in den Truth Bullets nur ungenau erfasst, sodass der Kontext stets vor Augen sein muss. Mit steigendem Spielverlauf werden die Zusammenhänge weniger offensichtlich. Daher ist vor allem in den „Non Stop Debates“ logisches Denken gefragt, um ohne langweiliges Herumraten voran zu kommen. Auch in Danganronpa 2 habt ihr eine Lebensanzeige, die sich mit jedem Fehlversuch leert. Danach seid ihr automatisch der Schuldige, könnt aber an dem letzten Ereignis weitermachen. Ist der Mörder dann endlich gefunden und der Fall abgeschlossen, erhaltet ihr für die einzelnen Phasen Punkte, die in eine Note münden. Je besser ihr seid, desto mehr „Monocoins“ erhaltet ihr.

Unzählige Boni

Abseits der Geschichte gibt es zahlreiche Ablenkungsmöglichkeiten: Überall im Spiel verstecken sich – zum Teil richtig fies – verschiedene Monokuma-Imitate, die ebenfalls euer Münzkonto aufstocken und euch am Ende eurer Suche mit einer Trophäe belohnen. Zudem besitzt ihr ein eigenes Haustier, welches sich mit eurem Schrittzähler entwickelt. Je nachdem wie ihr es behandelt (Geschenke, Sauber machen), entwickelt es sich zu verschiedenen Typen, die euch ebenfalls mit Geschenken, Münzen und Spezialfähigkeiten beschenken, die ihr während des Prozesses ausrüsten könnt. Mit den Münzen könnt ihr dann an der Monomachine Gegenstände ziehen, die ihr wiederum als Geschenke in euren Gesprächen weitergeben könnt. Oder ihr holt euch dafür die animierten Szenen, Artwork, Konzeptgrafiken oder Musiktitel im hauseigenen Musikplayer. Auch wurde ein komplettes Minispiel eingebaut, bei dem ihr Monomi (ehemals Usami) gegen eine Horde Monster steuert. Nach dem Ende des Spiels geht es noch weiter: Ein Island Mode simuliert die Klassenfahrt ohne Monokuma und enthält ein kleines Aufbau-Strategie-Spiel. Fans der Serie dürfen sich über einen Comic freuen, der die Geschehnisse aus dem 1. Teil mit einem separaten Ende aufbereitet.

Bizarr

Das Setting ist im Vergleich zum Vorgänger offener und fröhlicher, steht jedoch absolut im Kontrast zur Geschichte. Euer Bildschirm bekommt zudem eine deutlich überarbeitete GUI, die geradliniger und in Pixel-Optik daher kommt. Im ersten Moment ist es ein wenig seltsam, fügt sich aber schon nach kurzer Zeit gut in das Spiel ein. Wie auch schon beim Vorgänger bedient sich Danganronpa 2 an einer einzigartigen, etwas bizarren 2,5D Grafik kombiniert mit einigen 3D-Arealen (siehe oben). Bei ersterem sind sämtliche Figuren und Objekte quasi wie Pappkartons aufgestellt; der Raum selbst hat aber aufgrund der möglichen Kameraschwenks eine plastische Tiefe, sodass man eben genau diese aufgestellten Kartons sieht. „Beklebt“ sind diese Kartons mit erstklassigen, detailgenauen Texturen, wie man sie aus dem ersten Teil auch schon kennt. Begleitet werdet ihr von den klassischen Danganronpa-Musikstücken, die um einige Stücke erweitert und in einigen Fällen auch als Remix vorhanden sind. Dass diese absolut treffend die aktuelle, emtional/melancholische Lage wiederspiegeln und Ohrwurm-Charakter haben, hatten wir bereits beim Vorgänger geschrieben – geändert hat sich hier nichts. Wichtige Passagen wurden zudem von Synchronsprechern vertont, die allesamt ihren Job sehr gut machen – besonders bei Monokuma!

Fazit: Danganronpa 2 macht fast alles gleich oder sogar besser als sein Vorgänger: Die grafische Aufmachung, das an Point’n’Click angelehnte Gameplay, der Prozess mit den neuen Elementen, der fortsetzenden Geschichte, den authentischen Charakteren, den witzigen Dialogen, den zahlreichen Gimmicks, die das Spiel auch noch nach dem Ende auf der PS Vita lassen, den tollen Synchronsprechern und und und… Aber nur fast, denn bei dem wichtigsten Punkt, der Spannungskurve, hat Danganronpa 2 in der Mitte eine Delle, die die zusätzlichen 10 Stunden Spielzeit im Vergleich zu Vorgänger deutlich spürbar macht. Da wirkt das explodierende Finale schon fast als Entschuldigung für die Passagen, die ich mit Absicht nicht so gründlich gelesen hatte wie sonst.

Insgesamt ist Danganronpa 2 eine gelungene Fortsetzung für ein Spiel, das nicht auf eine Rückkehr des bösartigen Bären schließen lässt. Am Ende war ich äußerst zufrieden gestellt mit den Geschehnissen, den Abläufen und absolut froh darüber, erneut dieses emotionale Geflecht aus Freude, Trauer, Überlebenswillen und Anspannung gelöst zu haben. Besonders deshalb, weil Monokuma für mich eine so faszinierende Figur darstellt, die so gut umgesetzt ist wie kein anderes Maskottchen auf der PS Vita. Fragen hatte ich am Ende keine, im Gegenteil. Ich war überrascht über die vielen Möglichkeiten, die sich während und nach dem Spiel noch boten, und wie gut man zwischenzeitlich mit Informationen aus dem ersten Teil gefüttert wird.

Deshalb: Wer den ersten Teil geliebt hat, wird den zweiten Teil ebenfalls lieben. Danganronpa ist eine, wenn nicht sogar die stärkste, exklusive IP für die PS Vita.

Lars Leidenschaftlicher Gamer, Ehemann und IT-Berater. Liebt seine PS Vita, seinen Hund und Wordpress. Seit 2011 Redakteur und seit 2013 Administrator und Webmaster von yourPSVita.
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