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Artikel – E3 2014 und die PS Vita

Artikel – E3 2014 und die PS Vita

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Die E3 ist vorbei. Die famosen Drei haben die größte Gaming-Bühne des Jahres genutzt, um sich, ihre Hardware und ihre Spiele in den Vordergrund zu stellen. Überall hallte es aus den Lautsprechern, den Controllern und den Lüftern: „Kauft mich! Kauft mich! Spiel dieses Spiel und kauf mich!“. Überall, außer bei der PS Vita.

Bitterer konnte diese Spielemesse für die PS Vita nicht ausfallen. Wie im jeden Jahr wurde schon im Vorfeld heiß diskutiert, welche großen Ankündigungen für unser kleines Schmuckstück erscheinen werden: Crash Bandicoot, Ape Escape, Infamous. Doch im Schatten der übermächtigen PS4 fand die PS Vita keinen Platz, sich der Öffentlichkeit zu zeigen. Gerade einmal fünf Minuten spendierte Sony seinem angeschlagenen Soldaten, der schon seit seinem Release mit seiner Existenz zu kämpfen hat. Fünf Minuten, in denen beiläufig Indie-Granate Broforce, Franchise-Prinzessen Fat Princess und das von der Gaming-Branche heiß erwartete Crossover Tales from the Borderlands angekündigt wurde, ehe der Schwenker dann auf Hello World’s No Mans Sky und dem PlaystationTV gingen.

Und auch nach der Pressekonferenz blieb die PS Vita-Szene still. Falsch. Sie schrie, weinte und heulte, als Sony und Square Enix die wohl schlimmste PR zu einem Spiel machten, welches für einen Handheld geboren war. Zuerst für die PS Vita angekündigt und von Shahid Ahmad – DEM PS Vita Verfechter schlechthin – beworben, zeigte Final Fantasy Type-0 HD demonstrativ, wie es mit unserer Spielekonsole bei Third Party Publishern steht: Sie interessiert niemanden. Wenn selbst Square Enix sich dazu entscheidet, ein Spiel für die PS4 zu lokalisieren, welches eines von vier Kaufgründen der PSP war, dessen Verlangen der westlichen Spieler so groß war, dass mittlerweile ein Fan Patch erschienen ist, der das Spiel in Englisch übersetzt und dessen Ankündigung für die PS Vita schneller umging als das Licht. Ja dann steht die Uhr eine Minute vor zwölf.

Ich bin ehrlich: Ich habe mich gefreut und dann geweint wie ein kleines Kind. Und ja, es fielen auch böse Worte Richtung Sony. An dieser Stelle möchte ich denen und das Team rund um Shahid jedoch keinen Vorwurf machen. Sie haben in der letzten Zeit so viel für die PS Vita getan, uns zuletzt mit Tales of Hearts R überrascht, sie schlichtweg mit ihrer Strategie und der Flut an zum Teil überragenden Spielen vom Boden geholt. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass im Hintergrund nicht zahlreiche Gespräche geführt worden sind, Überzeugungsarbeit geleistet und Angebote gemacht wurden, um Square Enix doch noch umzustimmen. Es ist die Mischung aus Profitgier, Experiment an der neuen Konsole und der Vertrauensverlust in den Markt, die Square Enix zu dieser Entscheidung trieb. Nicht das mangelnde Interesse seitens Sony.

Der Schock sitzt bei vielen Leuten – auch bei mir – immer noch tief. Petitionen sind mittlerweile aus dem Boden gestampft, mitunter auch eine mit fast 1.300 Unterzeichner, die Schlagzeilen der PS Vita-Seiten waren voll von Durchhalteparolen und Analysen über Sonys Strategie. Was Sony selbst jedoch zu der Konsole sagt, scheint fielen nicht aufgefallen zu sein. Während der E3 nannte SCEA Shawn Layden die PS Vita als Schlüsselsäule für ihr Geschäft. Aufgrund der schwierigen Marktsituation jedoch hatte man sich bei Sony dazu entschlossen, das Funktions-Portfolio mit Remote Play und Playstation Now massiv und exklusiv zu erweitern. Auch das Alleinstellungsmerkmal – das Hardcore-Spielen für unterwegs – möchte man mit kinderfreundlicheren Titeln aufweichen. Und so langsam aber sicher greift auch das Independent-Programm, indem sich die Entwickler nun an größere Titel trauen oder Aufträge von anderen Publishern erhalten. Alles Punkte, die bereits im November letzten Jahres überdeutlich als 3-Säulen-Plan zur Rettung der PS Vita propagiert wurde: Remote Play, AAA und Indies, nun erweitert um JRPGs und Zielgruppenumorientierung.

Sonys größtes Problem ist es, denjenigen die Konsole schmackhaft zu machen, für die sie eigentlich gedacht war: Dem Hardcore-Gamer. Vor allem der Westliche. Er erkennt nicht, dass die PS Vita kein jährliches Assassins Creed, Call of Duty oder Battlefield bekommt, weil der Absatz hierfür nicht vorhanden ist (übrigens auch auf der PSP nicht). Dass die Spieleentwicklung derzeit einen Stellenwert wie ein Hollywood-Film mit entsprechender Budgetierung hat und der PS Vita schlichtweg die Power hierfür fehlt. Und dass die PS Vita völlig andere Bedürfnisse befriedigt als die Ultra-HD mit 10.3 Surround-Sound Konsolen Heimkino Erfahrung. Gleichzeitig hat es Sony verbockt, gleich am Anfang des Lebenszykluses dieses Gerät entsprechend zu bewerben, um genau dieses Bedürfnis zu schaffen, für das der Handheld gedacht ist. Die Wirtschaft ist eigentlich leicht zu erklären: Gib mir einen Grund, warum ich es kaufen sollte, und ich kaufe es. Und weil dieser Grund für die zuerst angedachte Zielgruppe nicht vorhanden ist, versucht man es nun mit anderen Mitteln und einer anderen Zielgruppe.

Fakt ist: Sony hat massive Probleme sowohl im Absatz als auch im Marketing der PS Vita, welches sogar ein ranghoher Sony Mitarbeiter öffentlich zugegeben hatte.

Fakt ist: Die Electronic Entertainment Expo war in den letzten drei Jahren noch nie ein gutes Fleckchen für die PS Vita. Letztes Jahr waren es The Walking Dead und die God of War Collection, die als Highlight in der 1,5 minütigen PS Vita Show hervor gingen. Vorletztes Jahr waren es immerhin Assassins Creed 3: Liberation und Need for Speed: Most Wanted. In einem Interview mit IGN ließ sogar Sony Worldwide Studios Chef Shuhei Yoshida (oder auch Brohei Broshida genannt) durchblicken, dass zur E3 schlichtweg keine Zeit für die PS Vita war.

Fakt ist: Nach der E3 ist vor der Gamescom. So wurde 2012 zum Beispiel Tearaway und Killzone Mercenary vorgestellt, Cross Buy sowie Playstation Plus eingeführt. Ein Jahr später durften wir dann Borderlands 2, Hotline Miami 2, Velocity 2X, Murasaki Baby, die offizielle Preissenkung und eine Welle an Indie-Spielen begutachten.

Fakt ist auch, dass die PS Vita seit Jahren für tot erklärt wird. Und trotzdem lest ihr diesen Artikel, verfolgt die nicht endenden Neuigkeiten und wartet gespannt auf einige der angekündigten Spiele, dessen Flut nicht zum stehen kommen möchte.

Sony darf jedoch eins nicht tun: Ihr Versprechen brechen, große Konsolenerfahrung für unterwegs zu liefern. Denn uns, den Hardcore-Gamern, tun sie keinen gefallen, wenn sie mit Spielen wie Invizimals, Playstation Pets oder jetzt Disney Infinity auf Kundenjagd gehen und versuchen, etwas von Nintendos Kuchen abhaben zu wollen. Letztendlich hat man es uns zu verdanken, dass jede Woche erneut die neuen Spiele gekauft, heruntergeladen und gespielt werden. Nicht umsonst schwärmen sämtliche Indie-Entwickler über die verhältnismäßigen guten Verkaufszahlen auf unserer Plattform. Genau so müssen sie aufpassen, die PS Vita zu keinem Nischenprodukt für JRPGs und Nostalgiker verkommen zu lassen. Auch wenn es das perfekte Gerät für diese Genres ist und wir wirklich erstklassige Spiele hierzu spendiert bekommen haben, wird es auf Dauer eintönig und langweilig. Und mit ihrem Versprechen ist auch nicht gemeint, die PS Vita als überteuertes Zubehör für die PS4 abzustempeln, nur weil dort die Publisher vernünftig investieren wollen.

So wie die PS Vita aktuell lebt, bin ich nicht ganz unzufrieden. Wir haben wöchentlich neue Spiele, Retail-Games kommen in wesentlich kürzeren Abständen als die anfänglichen drei Monate und auch die Indie-Entwickler machen einen großartigen Job. Sony ist drauf und dran, jede Menge Inhalt auf das kleine Gerät zu bringen, sei es mit 1st Party Titeln, 3rd Party Publishern (vor allem NIS America) und zahlreichen Indie-Blockbustern. Was mir aber fehlt ist das westliche Marketing. Ein Marketing, welches den Leuten hier in Europa und USA zeigt, dass die PS Vita auch für sie gemacht wurde, mit den Spielen, dessen Stil sie von den großen Konsolen kennen. Die PS Vita braucht kein The Order 1886, kein Destiny und kein GTA (ok, das war gelogen). Denn dafür hat man die großen Konsolen, mit großen Bildschirmen und großartigem Sound. Was die PS Vita braucht, sind Spiele, mit denen wir uns identifizieren, über die wir auf einem Level diskutieren können, welches wir schon seit der Playstation 1 pflegen, UND zu dem passt, was die PS Vita eigentlich ist: Eine portable Spielekonsole aus dem Hause Playstation.

Es braucht das Marketing, was den Leuten da draußen zeigt „Hey! Dieses Spiel willst du eigentlich nur auf die PS Vita spielen“.

 

Lars Leidenschaftlicher Gamer, Ehemann und IT-Berater. Liebt seine PS Vita, seinen Hund und Wordpress. Seit 2011 Redakteur und seit 2013 Administrator und Webmaster von yourPSVita.
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